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1. Suchtselbsthilfetag am 20.April 2013

250 Besucher beim ersten landesweiten Suchtselbsthilfetag im GENO-Haus in Stuttgart. Die Suchtselbsthilfe wurde erneut als unverzichtbarer Partner im medizinischen Hilfesystem bestätigt. Ihre Bedeutung machte die Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfe- und Abstinenzverbände transparent.

 

Mitreden, Mitgestalten, Weiterentwickeln: Die Baden-Württembergische Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfe- und Abstinenzverbände (BWAG) meldet sich immer lauter zu Wort und kämpft für notwendige politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen für die Rehabilitation suchtkranker Menschen. In der Entwicklung des Gesundheitswesens drängt die Arbeitsgemeinschaft auf Unterstützung der Selbsthilfe und der damit verbundenen ehrenamtlichen Arbeit.

 

„Kliniken, Therapeuten, Ärzte können die Weichen für suchtkranke Menschen neu stellen. Sie können Impulse geben zu einer neuen Lebensführung ohne Suchtmittel, aber die Umsetzung im Alltag müssen sie nach der Therapie und ohne hauptamtliche Hilfe schaffen“, sagt Heinz Banzhaf, Vorsitzender der BWAG. Hier sei die Unterstützung durch die Selbsthilfe dringend erforderlich, die vom Ehrenamt getragen werde. Immerhin erreichen 80 % der suchtkranken Menschen, die regelmäßig eine Suchtselbsthilfegruppe besuchen, eine langfristig abstinente Lebensweise. Im Verbund der Suchtkrankenhilfe übernehmen Betroffene Aufgaben in der Suchtprävention, Motivation, Begleitung, Vermittlung und Nachsorge für suchtkranke Menschen und ihre Angehörigen. In Selbsthilfegruppen sollen von Sucht betroffene Menschen auf dem Weg zur Abstinenz stabilisiert und ihre Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden. Dies trage auch zur Gesundung von Partnerschaften und Familien bei.

 

Wohlwollende Begegnungen und gute Kooperationen mit Fachdiensten bestätigt Hildegard Arnold, Mitglied der BWAG, während des ersten Suchtselbsthilfetages, der unter dem Motto „Gemeinsame Wege führen weiter“ stand. In verschiedenen Foren diskutierten die Teilnehmer Kriterien guter Kooperation, Vernetzung von Suchtselbsthilfe und Fachdiensten oder Selbsthilfe für junge Erwachsene. Neuen Herausforderungen stellen sie sich im Bereich des „Hinausgehens“: „Wir haben in der Gesellschaft bereits eine beachtliche Akzeptanz erreicht und der Umgang mit der Suchtproblematik ist in der Öffentlichkeit leichter geworden“, sagt Banzhaf. Dennoch gelte es neue Formen der persönlichen Begegnung mit Betroffenen zu finden, um sie in die Selbsthilfegruppen einzuladen.

 

Auf Dauer suchtfrei zu leben stelle Suchtkranke vor große Herausforderungen, bekundete Sonja Lohmüller vom Referat Psychiatrie und Sucht im Sozialministerium. Sie bezeichnete den Zusammenschluss der BWAG als „cleveren Schachzug“, denn damit spreche die Suchtselbsthilfe nicht nur mit einer Stimme, sondern diskutiere auch auf Augenhöhe mit den Verhandlungspartnern und qualifiziere sich für die Betroffenenvertretung in den kommunalen Suchthilfenetzwerken der 43 Stadt- und Landkreise. AOK Baden-Württemberg, Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg und das Sozialministerium haben die Veranstaltung mit ca. 20.000 Euro gefördert, Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte die Schirmherrschaft übernommen.

 

Den Weg vom Elends- und Verzweiflungsalkoholismus über die erste Abstinenzbewegung bis zur heutigen erfolgreichen Suchtrehabilitation mit dem Angebot von Selbsthilfegruppen zeigte Hansjörg Böhringer als Vorsitzender der Landesstelle für Suchtfragen auf und betonte, dass sich besonders in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich viel getan habe. Rolf Hüllinghorst, ehemaliger Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen in Hamm, schilderte die Entstehungsgeschichte der heutigen Suchtselbsthilfe und die aktuelle Herausforderung, immer neue Wege zu finden, um von Sucht betroffene Menschen anzusprechen.

 

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