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Handbuch

Einführung in das Arbeitshandbuch

Liebe Leserinnen und Leser,

mit der Idee zu einem Projekt „Betroffenenvertreter in KSHN“ hat sich die Suchtselbsthilfe eine ganz neue und ungewohnte Aufgabe gestellt: ganz unabhängig von allen vertrauten Erfahrungen und Denkmustern in der abstinenzgebundenen Suchtselbsthilfe soll es hier darum gehen, sich in einer ganz neuen Funktion als Vertreter für alle Gruppierungen von Menschen mit Suchtproblemen in die Arbeit der KSHN einzubringen. Diese Aufgabe hatte zwangsläufig zur Folge, dass wir uns in der Projektgruppe nicht nur mit vielen Fragen zur „Identität“ solcher Betroffenenvertreter befassen, sondern uns auch mit vielen Fragestellungen und Begrifflichkeiten auseinandersetzen mussten, die im normalen Alltag der Suchtselbsthilfe nahezu keine Bedeutung haben.

Die Projektgruppe hat in den vergangenen fünf Jahren viele spannende und intensive Diskussionen geführt, um zunächst unter den Akteuren der Suchtselbsthilfe für diese Themen der professionellen Suchthilfe und Versorgungssteuerung ein fachlich qualifiziertes und differenziertes Verständnis zu entwickeln. Gleichzeitig haben wir uns in diesen Diskussionen und Papieren aber auch darum bemüht, eine gemeinsame Haltung unter den Betroffenenvertretern zu solchen Themen und Fragestellungen aufzubauen, die dem Vertretungsanspruch der neuen Rolle gerecht wird und die nicht nur von individuellen Lebenserfahrungen oder persönlichen Befindlichkeiten und Wertungen abhängt. Das gelingt uns immer besser, auch wenn mancher Teilnehmer sich trotzdem immer wieder fast erdrückt erlebt von der Fülle und Komplexität der professionellen Themen: wir haben im Projekt gelernt, dass wir uns für diesen Entwicklungsweg die notwendige Zeit zugestehen müssen und dürfen und dass wir dabei wie in der Selbsthilfe auch die Kraft der Gemeinschaft nutzen können.

Erfreulicherweise findet das Projekt „Betroffenenvertreter in KSHN“ eine immer breitere Beteiligung und Resonanz in der Selbsthilfe. Damit entsteht aber auch die Notwendigkeit, neue Teilnehmer konstruktiv an die bereits gewonnenen Erfahrungen heranzuführen und sie zu einer Mitarbeit an den Projektdiskussionen einzuladen. Der Aufbau einer Website der BWAG hat uns – dank der finanziellen Förderung durch das Land und die DRV-BW – die Chance eröffnet, auch das Internet zu nutzen für eine solche Intensivierung und Qualifizierung der Arbeit der Betroffenenvertreter.

In einer Arbeitsgruppe haben wir Stichworte zusammengetragen, die uns aufgrund unserer Projekterfahrung für die Arbeit von Betroffenenvertretern sinnvoll oder notwendig erscheinen. Die Liste ist trotz vieler Überlegungen natürlich willkürlich und sie ist mit Sicherheit ergänzungsbedürftig. Wir meinen aber, dass eine Weiterentwicklung dieser Themenliste sich aus den Bedürfnissen und Interessen von Ihnen als NutzerInnen ergeben sollte – bringen Sie also ihre Anregungen in die Projektarbeit ein! Zu einem Teil der Stichworte haben wir in der AG bereits Texte formuliert, einige weitere Texte sind in Vorbereitung. Diese Texte sind keine allgemeingültigen Lexikonartikel, sondern sind eine immer auch subjektive Sicht auf das jeweilige Thema. Gerade deshalb sind Sie aber eingeladen, die Möglichkeiten der Kommentarfunktion zu nutzen für Fragen, Kommentare und Kritik, aber auch für Ergänzungen aus Ihrer Erfahrung in Ihrem KSHN. Die professionelle Suchthilfe hat sich ja in Jahrzehnten als wissenschaftlich fundiertes Netzwerk entwickelt; nutzen wir deshalb unsere eigenen Erfahrungen und Chancen zu einem qualifizierten und lebendigen Netzwerk der Betroffenenvertreter. Mit der Abstinenz haben Sie sich für den für Sie persönlich richtigen Weg entschieden; als Betroffenenvertreter gilt es nun, möglichst viele Wege und Optionen zu entwickeln, die die betroffenen Menschen dann auch nutzen können und wollen für ein für sie befriedigendes Leben in unserer Gesellschaft. Gemeinsam können wir uns an diese Herausforderung wagen!

Im Dezember 2012

Arbeitsgruppe Handbuch Betroffenenvertreter (Heinz Banzhaf, Adolf Wolf, Hildegard Arnold, Klaus Adam, Manfred Geiger, Rainer Breuninger, Karl Lesehr)

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