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Forum 1 Kriterien guter Kooperation und Vernetzung von Suchtselbsthilfe und Fachdiensten

Der Eine muss vom Anderen wissen

Wir kommen dem Ziel der Zusammenarbeit zwischen Suchtselbsthilfe und Suchthilfe dann näher, wenn es gelingt, die beiden Hilfesysteme so aufeinander zu beziehen, dass die verschiedenen Hilfeansätze und deren Angebote die Menschen besser erreichen, unter Wahrung der jeweiligen Identität von Suchtselbsthilfe und beruflicher Suchthilfe.

Nach zwei Kurzreferaten von Birgit Wieland (Referentin im Diakonischen Werk Württemberg) und Manfred Geiger (Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen für Suchtkranke e.V. Region Heilbronn-Franken) wurde in Arbeitsgruppen zusammentragen, welche Handlungsschritte notwendig sind um den fachlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen einer Kooperation gerecht zu werden.

Die Arbeitsgruppen

1. Was haben die Beteiligten davon, wenn sie kooperieren?

2. Welche Wünsche hat die Suchtselbsthilfe an die Suchthilfe?

3. Wo und wie findet die Zusammenarbeit zwischen Suchtselbsthilfe und beruflicher Suchthilfe bereits statt?

4. Wo sind Veränderungen und Weiterentwicklungen in der Zusammenarbeit zukünftig möglich und / oder erforderlich?

Ergebnisse der AG 1: Was haben die Beteiligten davon, wenn sie kooperieren?

  • Die Kooperationspartner bleiben in Bewegung durch eine sich gegenseitig befruchtende Beteiligungskultur.
  • Höhere Selbstkontrolle / Zufriedenheit / Sicherheit der Helfer.
  • Schulung und Supervision / voneinander lernen und sich dadurch besser verstehen.
  • Gegenseitige Vermittlung der Hilfesuchenden.
  • Die gemeinsame Bewertung von Versorgung, Ausbildung und Einbindung in das Qualitätsmanagement schafft neue Möglichkeiten und Räume.

Ergebnisse der AG 2: Welche Wünsche hat die Suchtselbsthilfe an die
Suchthilfe?

Die professionelle Suchthilfe sollte die Selbsthilfe unterstützen

  • Durch infrastrukturelle Hilfen (Räume, Bürotechnik etc.).
  • Durch Begleitung im Bereich der Weiterbildung und Praxisbegleitung für Interessierte und Multiplikatoren.
  • Die professionelle Suchthilfe, die Hauptamtlichen, die Funktionäre der Selbsthilfeverbände müssen sich mehr an der Basis orientieren, sie müssen Dienstleister und Unterstützer der Gruppen sein und diese entlasten von bürokratischen und organisatorischen Dingen.
  • Beim Aufbau und Ausbau von Suchtselbsthilfe in strukturschwächeren Gebieten.
  • Beim Aufbau von Selbsthilfegruppen für bestimmte Personengruppen, die zumindest zeitweise eine besondere Form von Unterstützung brauchen, wie beispielsweise junge suchtkranke Menschen oder Betroffene „neuer Süchte“.

Ergebnisse der AG 3: Wo und wie findet die Zusammenarbeit zwischen Suchtselbsthilfe und beruflicher Suchthilfe bereits statt?

  • In Psychosozialen Beratungsstellen, Reha-Kliniken und in kommunalen Suchthilfenetzwerken.
  • Durch Unterstützung von Betroffenen bei der Suche nach geeigneten Gruppen, durch Vorstellung der Suchtselbsthilfe und ihrer Hilfsangebote in Rehabilitationskliniken und Entgiftungsstationen.
  • Durch Abhaltung von Gruppenstunden in Räumen der Beratungsstellen.

Ergebnisse der AG 4: Wo sind Veränderungen und Weiterentwicklungen in der Zusammenarbeit zukünftig möglich und / oder erforderlich?

  • Wenn die Zusammenarbeit über eine Bekanntmachung der Angebote und Kontakte der Suchthilfe und Suchtselbsthilfe über das Suchthilfesystem hinausgeht, z.B. im medizinischen und betrieblichen Bereich.
  • Ohne Wissen und Kenntnis vom Anderen geht es nicht. Notwendig ist deshalb gegenseitige Offenheit in der Vermittlung.
  • Bei systematischen und verbindlichen Formen des gegenseitigen Informationsaustauschsund gemeinsamer Durchführung von Maßnahmen und Aktivitäten.
  • Gemeinsame Planung, Entwicklung, Begleitung und Durchführung neuer Angebote, die im Bereich der frühen Hilfen, der Hilfen für Medikamenten-abhängige, für ältere Suchtkranke, für junge Menschen wie auch für Menschen mit Migrationshintergrund entstehen.
  • Die Beteiligung der Suchtselbsthilfe muss auf gleicher Augenhöhe zwischen professionell Helfenden und den ehrenamtlich Engagierten geschehen.

 

Manfred Geiger

Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen für Suchtkranke e.V.

Region Heilbronn-Franken

 

I:\BWAG\BWAG-Sucht-SHTag\SH-Tag Forum1-Kooperation.doc

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